Mittwoch, 17. August 2016

Experimente

















Zusammenfassung & Stand der Dinge:
  • lustiges Experiment. So habe ich mich wenigstens aufgerafft und was gemacht, statt den Abend vor Twitter zu vertrödeln.
  • das Ganze soll übrigens am Ende ein Stoffbild für einen Kreativwettbewerb auf Arbeit werden.
  • das mit der Papierschablone ging nicht so gut wie erhofft. Wahrscheinlich war das Papier zu dick und schlecht aufgeklebt und die Farbe etwas zu flüssig und mein Sieb noch zu nass. Ich hatte das bisher schon mit Vinylfolie probiert, das ging besser. Aber ich probiere weiter. Die Schrift kann man nicht so gut lesen wie gewünscht (nach dem Drucken ist sie sogar richtig zusammengelaufen, weil zuviel Farbe durchs Sieb kam), aber ich habe noch Ideen, das "zu retten".
  • ich habe mit alten Farben aus meinem Kurs in Mannheim gearbeitet und gedacht, ich mische einfach meine Reste von Gelb und Blau zu Grün. Leider waren das nicht die richtigen Primärfarben, wie ich sie in meinen Färbeversuchen verwendet habe, deswegen war das Ergebnis nicht gut, die Farbe danach aber alle. Ich hatte im Vorfeld auch keinen Verdicker angesetzt, weil ich dachte, ich komme mit den Resten aus - gut, so geht es halt morgen weiter.
  • Nachtrag: bei dem Stoff handelt es sich um einen alten Bestands-Baumwollstoff, wahrscheinlich von IKEA. Ich bin mir im Nachhinein nicht sicher, ob ich den vorgewaschen habe, evt ist der Druck dadurch auch so schlecht geworden. Hoffentlich wasche ich die ganze Farbe nicht wieder aus, weil noch Appretur drauf war!
Feedback ausdrücklich erwünscht!

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

Dienstag, 16. August 2016

Siebdruck auf Stoff - Kurswochenende in Mannheim

- Überlegungen zum Bloggen, selbstbedruckte Stoffe und ein Kursbericht -

Anfang August habe ich mir etwas Luxus gegönnt und ganz egoistisch - ohne Kinder und Göttergatte - drei Tage in Mannheim verbracht und ohne Verpflichtungen mit Farbe auf Stoff experimentiert. Ich hatte mich für den Kurs "Kreativer Siebdruck" angemeldet, und der Kurs war toll. So toll, dass ich trotz Blog-Pause unbedingt etwas schreiben wollte, um zu sagen: Siebdruck ist voll super! Procion MX-Farben sind voll toll! Müsst ihr unbedingt ausprobieren, auch wenn ich euch noch nicht sagen kann, was ihr mit den tollen bunten Stoffen machen könnt! (Muriel hat in ihrem letzten Podcast mit Frau Machwerk unter anderem auch über Siebdruck gesprochen - Taschen wären sicherlich eine gute Option.)

Damit bin ich in eine kleine Blog-Krise geraten, weil ich mit meinem Blog eigentlich nie Datenmüll produzieren wollte. "Datenmüll" sind für mich Beiträge und/oder Äußerungen, die keinen gesellschaftlichen Mehrwert bringen. Den Mehrwert des heutigen Blogbeitrages habe ich noch nicht gefunden, aber vielleicht lasst ihr Euch von meinen bunten Bildern etwas anstecken und inspirieren und findet für mich den Mehrwert - über Kommentare dazu würde ich mich sehr freuen. Vielleicht sollte ich mich aber auch einfach damit abfinden, dass mein Blog einfach nur ein kleines bisschen "ich" ist und nicht zur Weltverbesserung beitragen muss.

Aber jetzt zum Kurs und zu ein paar Fotos: Wir haben drei Tage lang mit verschiedenen (Siebdruck)Techniken Stoffe gestaltet + bedruckt. Hier eine kleine Auswahl meiner Ergebnisse:

Baumwollsatin, bedruckt mit Breakdown Printing
Weitere Variante von Breakdown Printing, danach Stoff von linker Seite blau "berakelt".
Baumwollsatin, erst mit leerem Sieb bedruckt, danach mit Siebdruckschablonen Motive hinzugefügt.

Ich werde hier jetzt nicht näher erklären, wie ich das alles gemacht habe - schaut euch dafür unbedingt das "Textile Ideen"-Blog an, wo Sabine regelmäßig verschiedene Techniken vorstellt.

Ich habe mich nicht darauf konzentriert, perfekt gemusterte Stoffe hinzubekommen (die Ergebnisse meiner Mitstreiterinnen waren deutlich beeindruckender), sondern wollte vor allem die Möglichkeiten (und Grenzen) von Siebdruck kennenlernen. Ich hatte bisher keinerlei Erfahrungen damit und auch keine rechte Vorstellung davon, was eine damit eigentlich anfangen kann - das hat mir die Freiheit gegeben, mich auf das Experimentieren einzulassen und viele Ideen mitzunehmen. So habe ich zum Beispiel auch einfach spontan einen Regenbogenvogel auf Jersey gebracht:

Multifarbsiebdruckexperimente auf Jersey

Der Werkladen von Jeromin war perfekt für solche Spielereien. Zum einen hatte Kursleiterin Sabine reichlich Farben und Verdicker angerührt, so dass wir sofort loslegen konnten und stets Nachschub hatten (wir druckten mit Procion MX-Farben, mit denen ich schon etwas Erfahrung hatte), zum anderen konnten wir sämtliche Werkzeuge im Werkladen nutzen und ausprobieren. Besonders bei den Rakeln fand ich es sehr hilfreich, verschiedene Varianten testen zu können, da sich die "Gummipinselrakel" ganz anders verhalten als die Plastikrakel und je nach Technik unterschiedlich gut funktionieren. Ein weiterer großer Pluspunkt waren übrigens die anderen Kursteilnehmerinnen. Ich hatte das Glück, mit Rita Weins und Moni von all-taeglich.blogspot.de zusammen zu werkeln - da konnte ich mir gleich einiges in Bezug auf harmonisch-interessante Komposition abschauen. Ich bin ja durchaus ein Fan von Craftsy-Kursen, aber so ein Kurs "im echten Leben" ist doch noch zwei Nummern besser.

Arbeitstische im Jeromin Werkladen.

Als ich dann wieder zu Hause war, beschäftigten mich vor allem zwei Fragen: "Wie kann ich das jetzt bei mir zu Hause umsetzen?" und "Die Farben und Techniken sind super, aber wie nutze ich das eigentlich bei meinen Nähprojekten?" - dazu schreibe ich in den nächsten Tagen weiter, für heute ist der Post lang genug.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

PS: Ich halte meine Stoff für ziemlich kreativ (nicht im Sinne von "originell", sondern im Sinne von "selbst etwas erschaffen") und verlinke mich daher heute mal beim Creadienstag.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Lebenszeichen, Meilensteine und ein Shirt

Mal wieder ein Lebenszeichen. Mein Nähprozess hat sich in letzter Zeit zu mehr "Front Loading" verändert, könnte man sagen - aufgrund knapper Nähzeit und gestiegener Ansprüche überlege ich deutlich mehr, bevor ich mit dem Nähen beginne. Ich träume, skizziere, vergleiche... und verwerfe Ideen. Ein Projekt hat es jetzt tatsächlich zur Umsetzung geschafft, und ich bin so wahnsinnig zufrieden damit, dass ich es teilen muss.

Le Shirt.

Ein Shirt. Nichts besonderes, mag eine meinen, aber in gewisser Weise ein Meilenstein in meiner Nähkarriere, denn es ist "mit Deko". "Mit modische Elementen" könnte man auch sagen, oder: nicht nur zur reinen Hautbedeckung, sondern mit ein bisschen mehr, damit es nicht so langweilig aussieht. Ich bin ja sonst eher für langweilige Kleidung, uniform, praktisch und so - und daher sage ich, dass dieses Shirt ein Meilenstein für mich ist.

Le Shirt flachgelegt.

Der Schnitt basiert auf meinem selbstkonstruierten Grundschnitt. Ich habe in der vorderen Mitte eine Naht eingefügt, die Nahtzugabe nach außen geklappt und mit Handstichen festgenäht. Inspiration dafür war übrigens ein Oberteil von Mema, das mir letztes Jahr gut gefiel. Ärmelabschluss und Halsausschnitt sind mit einem dünnen Bündchen verstürzt und mit Handstichen von außen sichtbar dekorativ (?) abgesteppt.

Detailansicht - Hals, Ärmel, Saum.

Das Shirt hat mir Spaß gemacht. Ich habe für die Handstiche und die Ärmelabschlüsse einiges an Stoffstückchen herumprobiert, um diesen schlichten, aber irgendwie besonderen Eindruck hinzubekommen. Der Rand der vorderen Mitte ist nicht versäubert, der Strickstoff hat das aber bisher (mehrere Wäschen) gut mitgemacht. Das Shirt ist nicht einfach nur selbst genäht, es ist selbst erdacht.

Genug Drama. Bequem ist es auch, und es passt zum Rest meiner Kleidung. Was will Frau mehr. Und damit reihe ich mich jetzt mal ein beim Me-Made-Mittwoch, heute mit Gastbloggerin Tina.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

PS: Ich habe mich übrigens im August zu einem Stoff-Siebdruckkurs angemeldet, zu diesem hier. Noch ein Meilenstein.

Sonntag, 27. Dezember 2015

Blick zurück & voraus

Ich wollte einen kleinen Jahresrückblick schreiben. So für mich, zum Ordnen meiner Gedanken, und als kleines "Auf Wiedersehen!" - ich habe nämlich beschlossen, das Blog vorübergehend in die Abstellkammer zu stellen. Das geht natürlich nur gut eingepackt, damit ich es wieder rausholen kann, sobald wieder mehr Platz in meinem Leben ist. Ich werde weiter nähen, lesen, kommentieren und auf Twitter abhängen, aber etwas von meiner langen "will ich!"-Liste muss ich gerade parken.

So. Nachdem die schlechten Nachrichten verkündet sind, jetzt zum gemütlichen Teil.

Gut 60 m Stoff habe ich 2015 vernäht (hier ist meine Statistik). Damit habe ich ganz knapp etwas mehr Stoff vernäht, als ich in 2015 gekauft habe. Für 2016 habe ich zwar kein offizielles "Stoffkaufverbot", aber doch genügend Vorräte, um daraus noch viele schönen Sachen anzufertigen.

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen und Menschen ist mir ein wichtiges Thema. Ich hatte in 2015 insgeheim das Ziel gesetzt, für mich und die Kinder keine neue Kleidung zu kaufen, die unter zweifelhaften bzw. unbekannten Produktionsbedingungen hergestellt wurde. Dieses Ziel habe ich nicht erreicht, doch allein das Bestreben hat viel an meinem Konsumverhalten geändert. Teilweise hat es mich aber auch sehr unter Druck gesetzt - eine muss sich deutlich mehr kümmern, wenn sie nicht den leichten Weg zu H&M nimmt. Und Kind1 läuft überwiegend in selbst genähter Kleidung herum und manchmal frage ich mich schon, ob das negativ auffällt und wie ich das handhabe, wenn sie nächstes Jahr in die Schule kommt.

Nähtechnisch habe ich mich in 2015 deutlich verbessert. Ich habe Jeans genäht, die ich quasi täglich trage, ein Halstuch handrolliert, und am Weihnachtskleid für Kind1 (die dritte abgewandelte Willemientje) habe ich doch tatsächlich auf passende Paspeln und einen exakten Karoverlauf geachtet. Ich habe viel Masse produziert (Kindershirts und -hosen), aber auch ein klein wenig Klasse. Mir fehlt noch die richtige Balance - ich möchte deutlich mehr "Klasse" nähen, aber durch wenig Zeit und das oben geschilderte Kaufkleidungsproblem gelingt es mir nicht. Darüber sollte ich in 2016 nachdenken.

Ich habe im vergangenen Jahr verschiedene Grundschnitte für mich konstruiert. Das hat meinen Blick auf Kaufkleidung und Schnittmuster verändert - jede um mich herum ist jetzt Inspiration, und falls eine Besprechung etwas langweilig wird, unterhalte ich mich durch das Inspizieren der anwesenden Kleidungsstücke. Aber die Grundschnitte haben mein (Näh)Leben komplizierter gemacht - ich sehe nicht nur einen Schnitt und will den nähen, sondern ich habe ein Bild in meinem Kopf und will das umsetzen. Ich tappe dabei auch in die Perfektionsfalle: anstatt einfach ein gutes Stück zu nähen, arbeite ich ewig am perfekten Stück. Wieder ein Balance-Problem - zuviel Frickelei, zuwenig Ergebnis - allerdings irgendwie genau das umgekehrte zum oben beschriebenen.

Mmmh, interessant. In mir ruft es grad irgendwie: "Was willst Du eigentlich? Du musst Prioritäten setzen!" Sehe ich da ein grundsätzliches Thema? Ist das vielleicht auch mit ein Grund, warum ich das Blog parke? (Eine rhetorische Frage, die heute nicht beantwortet werden wird.)

Zum Schluss noch: Stil- und Farbsicherheit. Damit bin ich in 2015 auch deutlich vorangekommen. Es war schon letztes Jahr ein Thema, was mich beschäftigt hat, und es wird weiterhin ein Thema bleiben, aber ich fühle mich nicht mehr ganz so ahnungslos und verloren. Die Überlegungen im Rahmen des Spring-Style-Alongs waren dabei sehr hilfreich, und hätte ich nicht schon vorher gewusst, dass mich der Zeitplan von Alexandras Style Boot Camp in der Praxis überfordern wird, hätte ich auch dabei gern mitgemacht.

Ich habe viele Pläne für nächstes Jahr, auch textilbezogene. Ich möchte gern an einigen Stellen wachsen (spontaner Nebengedanke: no, I'm not talking about body hair removal ;-) ), mich aber noch nicht durch öffentliche Äußerungen unter Druck setzen, daher lasse ich es mal bei dieser vagen Andeutung. Mmh - ob ich mir wohl irgendwo eine Komplizin suche? Eine, die neben dem üblichen Lebenschaos in 2016 auch noch irgendwas anderes machen will, und mit der ich eine wechselseitige "Zielvereinbarung" und regelmäßige "Progress Meetings" mache? Entschuldigt, ich glaube, ich habe in den letzten Tagen zuviel Managementliteratur gelesen. Aber der Gedanke reizt mich schon, und eine könnte die Progress Meetings ja mit Wein und Schokolade abhalten. Mmh...

*grübelnd ab*

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute für 2016,
Frau Lotterfix

Montag, 16. November 2015

Mein Wochenende beim Nähbloggerinnentreffen Köln #nbtk15

Kann eine angesichts der Ereignisse in Paris locker-flockig über ein Nähbloggerinnentreffen berichten? Ja, eine kann, eine sollte sogar (meine Gründe dafür legte ich am Samstag dar), und deshalb mache ich es jetzt auch. Die Berichte der anderen Teilnehmerinnen finden sich übrigens bei Karin.

Womit fange ich an? Natürlich mit einem dicken Dankeschön. War toll organisiert von Karin und Susanne, und natürlich auch vielen Dank an Antje und Brigitte, die im Hintergrund fleißig mitgeholfen haben.

Wie es war? Schön, interessant, vielfältig. Samstag gab es Stoff-Shopping (ich war mit bei Fashion for Designers, wollte eigentlich nur 1 m für ein neues Halstuch und habe dann angesichts der schönen Stoffe noch weitere 11 m für jetzt neu geplante Kleider, Blusen und Röcke gekauft), abends leckeres Essen im Palanta und am Sonntag eine interessante Führung durch die aktuelle Mode-Sonderausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln.

Sehr spannend fand ich die Vielfalt der anwesenden Frauen. Verschiedene Körpergrößen, Körperformen, Farbtypen, Altersklassen, Hintergründe. Einige Blogs kannte ich schon, einige waren mir gänzlich unbekannt und werden jetzt auf meine Leseliste wandern. Sehr unterschiedliche Kleidungsstile, aber jede Frau auf ihre Art besonders. Ich habe während der Museumsführung versucht, das auf einem Foto festzuhalten, aber mit meiner Handykamera funktioniert das leider nicht - ich habe offensichtlich kein gutes Bildgefühl und die Handyfotos allgemein zu wenig Tiefe.

Die Museumsführung fand ich toll. Ich hatte mich ja schon nicht aufraffen können, zur Karl-Lagerfeld-Ausstellung nach Bonn zu fahren (Schande über mich!), und ich hätte es wohl ohne das Nähbloggerinnentreffen auch nicht ins MAKK geschafft. Was schade gewesen wäre - denn eine hat selten Gelegenheit, sich mal in Ruhe so nah verschiedene Designer-Kleidungsstücke (überwiegend Prêt-à-porter) anzusehen. Zu sehen sind Werke verschiedener Designer*innen von (wortwörtlich) A bis Z - diese Anordnung wurde gewählt, weil die Ausstellung im Wesentlichen Neuzugänge zur Sammlung des MAKK zeigt. Einen inhaltlichen Bezug zwischen den Objekten gibt es nicht, das ist auch der Punkt, den ich kritisieren würde - wir hatten eine tolle Führung mit vielen Hintergrundinformationen und der Katalog zur Ausstellung ist gut gemacht und sehr informativ, die Ausstellung selbst ist aber eher auf die Ästhetik der Objekte ausgerichtet und liefert wenig Informationen, wenig Inhalt. Was ich schade finde, denn damit wird Mode und Design wieder nur auf Äußerlichkeiten reduziert.

Jetzt bin ich erstmal müde. Und so spannend es war, ich weiß nicht so recht, ob Bloggerinnentreffen etwas für mich sind. Es war ein bisschen wie auf einer großen Hochzeitsfeier - so viele Leute, mit denen man sich gern unterhalten möchte, aber man schafft es dann nicht, allen gerecht zu werden. Dazu bräuchte man viel mehr Zeit, oder aber - und der Gedanke treibt mich grad etwas um - ein verbindendes Arbeitsthema. Mit der Betonung auf Arbeit, so eine Art Workshopwochenende. Nicht unbedingt ein Näh-Wochenende wie die AnNäherung, sondern tatsächlich eher irgendwas mit Diskussionsmöglichkeiten und Austausch über das reine Nähen hinaus. Über Bedeutung von Mode im Alltag, Rolle der Mode in Kultur und Gesellschaft, Mode und Kommerz, Mode und Frauenbild oder aber auch Design-Themen - irgendwie sowas. Themen, die wir ja teilweise auch in unseren Blogs thematisieren. Ja, etwas abstrakt, aber das geht mir gerade im Kopf herum. Ich bin ja sehr neugierig, was sich hinter Alexandras "Style Bootcamp"-Ankündigung von letzter Woche verbirgt, vielleicht geht das ja irgendwie in diese Richtung - wäre ja nicht die erste spannende Idee von ihr in diesem Jahr.

Liebe Grüße,

Frau Lotterfix

Samstag, 14. November 2015

Heute

Da sitzt eine also Freitag Abend auf der Couch, versäubert die letzten Nähte an der neuen Kinderhose, schaut nebenbei SOKO Leipzig (ich hatte genäht und den Fernseher nach dem Kanzlerinnen-Interview nicht ausgeschaltet), und plötzlich rutscht jede Menge Lauftext durch's Bild. Schießereien in Paris, viele Tote. Kurz darauf folgt das heute-journal mit einem Dauerbericht über all das, was man nicht weiß.

Das Böse dieser Welt drückt sich wieder mit aller Macht in mein Bewusstsein.

Und nun? Ohne jetzt Vergleiche anstellen zu wollen, habe ich in letzter Zeit häufig darüber nachgedacht, wie eine mit dem Schrecken dieser Welt umgeht. Wie ich diese Welt meinen Kindern erkläre. Was ich dagegen tun kann. Meine Antwort darauf lautet mittlerweile: vorwärts schauen. Konkrete Aktionen überlegen. Kleine Schritte machen.

Die meisten von uns sind Teil dieses Systems und damit auch irgendwie mittelbar am Elend dieser Welt beteiligt. Wir sollten uns dessen bewusst sein, aber wir sollten uns auch bewusst machen, dass es nicht wir persönlich sind, die den Abzug an der Waffe ziehen. Denn die Gefahr ist, dass man bei all' dem Elend in eine Schock- oder Angststarre verfällt, und damit ist niemandem geholfen und der Terror gewinnt.

Ich werde mich heute nicht nach dem Warum oder Weshalb fragen, werde nicht sagen, wie schrecklich das doch alles ist und werde nicht über das Leiden grübeln. Ich frage mich heute, was ich ganz konkret heute machen kann, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Und ich denke auch daran, was ich schon alles tue, um die Welt ein bisschen besser zu machen: bewusst einkaufen, gegen Nazis reden, für Gleichberechtigung sprechen, spenden, helfen. Und notfalls, wenn gar nichts anderes geht, dann trinke ich heute einen Kaffee gegen Angst und Terrorismus.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix


Dienstag, 20. Oktober 2015

Einhörner! Vom Stoff zum Bügelmotiv - kleines Schneidplotter-Tutorial

Ich habe mit der neuen Herbst/Winter-"Kollektion" für Kind1 begonnen und dabei zuerst sechs Basic-Langarmshirts aus einem graulila Jersey genäht. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, haben die Shirts Bündchen aus bunten Jerseyresten und Aufbügler.

Einer der Jerseyreste war ein weißgrundiger Einhornprint, aus dem ich ein Sommerkleidchen genäht hatte, was leider wegen der Farbe und dem einfachen Schnitt eher wie ein Nachthemd aussieht (wieder was gelernt). Als ich auf der Suche nach einem passenden Aufbügelmotiv war, hatte ich spontan die Idee, doch einfach das Einhornmotiv als Vorlage zu benutzen und weil das so gut klappte und ich vom Ergebnis ziemlich begeistert bin, möchte ich Euch hier ein kleines Tutorial dazu zeigen.

Los geht's:

1. Zuerst habe ich das Motiv digital fotografiert. Ich nehme dazu mein iPad.
2. Das fotografierte Bild habe ich in ein Bildbearbeitungsprogramm  geladen (idealerweise sollte das Programm Layer unterstützen) und die Umrisse des Motivs nachgezeichnet. Ich benutze dafür den iPad, einen Eingabestift & Adobe Photoshop Touch, was es leider nicht mehr im App Store gibt. Eine Alternative könnte ArtStudio sein, das habe ich aber noch nicht getestet.

Statt Nachzeichnen kann die versierte Grafikprogrammbedienerin sicherlich auch über irgendwelche Filter-, Auswahl- oder Füllfunktionen zur gewünschten Kontur kommen, für mich war das Nachzeichnen aber schneller.

Die Variante ohne technische Unterstützung: das Motiv groß ausdrucken und die Umrisse am Fenster auf einem zweiten Blatt Papier nachzeichnen.

3. Anschließend habe ich die nachgezeichneten Umrisslinien als jpg-Datei exportiert - die Papier-Version könnte eine einscannen oder digital fotografieren.
4. Die jpg-Datei öffnete ich in Silhouette Studio, das Standardprogramm für meinen Schneidplotter (Silhouette Cameo). Dort gibt es die Funktion "Nachzeichnen", mit der dann die Schnittdatei erstellt wird. Dafür gibt's schon ganz viele Tutorials im Netz, als Beispiel verlinke ich zu Sewing Tini, die auch noch weitere hilfreiche Schneidplottertutorials erstellt hat.
5. Auf dem Foto links seht ihr die vorbereitete Schnittdatei. Vor dem Schneiden fülle ich die Restfläche gern noch mit allerlei Kleinkram aus (hier: Sterne und Herzen), um möglichst wenig Bügelfolie zu verschwenden. Die Kleinteile nutze ich dann später in anderen Projekten.
6. So sieht die Bügelfolie geschnitten und entgittert aus. Mähne und Schweif habe ich zusätzlich noch aus Glitzerfolie ausgeschnitten, um ein mehrfarbiges Bügelbild zu erhalten. Das muss in zwei Schritten erstellt und auch aufgebügelt werden. 
7. Zuerst habe ich die Glitzerfolie aufgebügelt. Ich gestehe: ich besitze eine Bügelpresse, da geht das leichter als per Bügeleisen.
8. Anschließend habe ich darüber dann die pinke Flockfolie platziert und aufbügelt. Und dann habe ich mich tierisch über das Ergebnis gefreut!

Im Nachhinein denke ich, dass ich das Einhorn noch weiß hinterlegen oder vielleicht sogar in weiß hätte plotten sollen - meine Farblegasthenie hat wieder mal zugeschlagen & die Kombination ist nicht richtig ausgewogen. Nicht schlimm, Übung macht die Meisterin :-)

Wenn ihr das Einhorn nutzen wollt, könnt ihr Euch das Bild oben übrigens gern nehmen. Die fertige Schnittdatei könnt ihr hier frei herunterladen - falls ihr das tut, würde ich mich über ein kleines Dankeschön in den Kommentaren freuen.

Viele Grüße,
Frau Lotterfix.


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Dieser Beitrag ist verlinkt beim creadienstag.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jeans, die Zweite (und Dritte) // RUMS#1

Ich habe in den letzten Wochen wieder häufiger fremden Leuten auf den Hintern gestarrt. Es ist ja mittlerweile so, dass ich in weniger spannenden Meetingmomenten die Kleidung meiner Kolleginnen und Kollegen inspiziere (im Hinblick auf Schnittführung, Verarbeitung und Passform), aber da ich in den letzten Wochen an neuen Jeans gearbeitet habe, war ich zusätzlich auf der Suche nach Inspiration für ein Gesäßtaschenmuster. Das Ergebnis:

Oben Jeans#2 (7 oz), unten Jeans#3 (10 oz). Normalerweise trage ich Shirt über dem Bund, aber hier wieder Ausnahme für's Blogfoto.

Ja, es sind zwei geworden. Ich brauchte wirklich dringend neue Jeans, da eines der beiden Hosenpaare, die ich im ständigen Wechsel auf Arbeit trage, mittlerweile sehr abgenutzt ist, und aus Zeitoptimierungsgründen habe ich dann einfach gleich zwei Jeans zugeschnitten und genäht. Bei Jeans ist das wirklich praktisch, da eine durch die verschiedenen Arbeitsschritte und das Absteppen ja schon häufiger Maschinen und/oder Garn wechseln muss. Der Nähprozess hat sich in kleinen Schritten aufgeteilt über einen längeren Zeitraum gestreckt und ich habe diesmal die Zeit nicht festgehalten, kann also nicht sagen, ob ich mich gegenüber meinem ersten Paar Jeans zeitlich verbessert habe, aber qualitativ ist das Ergebnis sicher etwas besser.

Der Schnitt
Ich habe wieder meinen selbstkonstruierten Grundschnitt verwendet, dabei aber die etwas knapp geratenen Hosenbeine verlängert & die Hose am Oberschenkel etwas enger gemacht.
Hüftpassentaschen habe ich erneut weggelassen, die Gesäßtaschen habe ich etwas tiefer gesetzt, vergrößert und im oberen Bereich rechtwinklig gemacht (der Umschlag ist so minimal leichter zu nähen).

Das Material
Stretchdenim 7 oz Marine und Stretchdenim 10 oz Dunkel Marine von Stoff&Stil. Beide waren problemlos zu verarbeiten, der dickere ist aber etwas besser geeignet für die kommende Wintersaison. Auf den Fotos oben sieht man die beiden Stoffe, dabei erkennt man vielleicht auch, dass der Stretchstoff, beim Tragen etwas ausleiert - die Jeans auf den oberen drei Fotos sind schon zwei Tage getragen & eingesessen, die Jeans auf den unteren Fotos sind frisch gewaschen & sitzen damit am Oberschenkel noch etwas besser.

Methodische Verbesserungen gegenüber der ersten Jeans
  • Ich habe für die Steppnähte wieder mit zwei verschiedenen Garnfarben gearbeitet (zum Garn siehe mein alter Beitrag hier), die Vorgehensweise aber diesmal konsequenter durchgezogen. Fast alle Nähte sind zweifarbig gesteppt, allein der Bund und eine Steppnaht am Hosenschlitz ist nur einfarbig.
  • Als Unterfaden beim Steppen habe ich diesmal einen stärkeren Faden verwendet, Alterfil AS80. Die Nahtspannung erscheint mir dadurch etwas ausgewogener. 
  • Die Nähte habe ich mit der Overlock genäht und anschließend mit der Nähmaschine gesteppt (meine Nähte sind falsche Kappnähte/Scheinkappnähte). Das reduzierte gegenüber Jeans#1 den Umfädelaufwand. Dabei stellte ich fest, dass es beim Absteppen besser ist, wenn der Overlockrand eher breit ist (also nur wenig Nahtzugabe abgeschnitten wird), denn eine schmale Restnahtzugabe wurde von der zweiten Steppnaht meiner Scheinkappnaht nicht mehr erfasst und das Ergebnis sah durch das Nähen in nur einer Lage Stoff nicht so gut aus.
  • Ich habe mal eine andere Methode der Innenbundverarbeitung probiert, eine Art Verstürzen mit Schrägband. Bin mir noch nicht sicher, ob ich das Ergebnis besser finde als das einfache "Nahtzugabe umbügeln und feststeppen", aber es war etwas einfacher zu nähen, da ich beim Absteppen von außen immer sicher war, den Innenbund erfasst zu haben.

Innenbundansicht. Schrägband ist schön für Reststoffverwertung & Farbakzent.

Was ist noch zu verbessern:
  • Knopfloch - jaaaa, das war bei der 7oz-Jeans echt ein Reinfall. Ich hatte mir zwar vorher genau überlegt, wo das Knopfloch hin muss, aber dann ist es viel zu weit nach links gerutscht. Anschließend hatte ich die Idee, doch einfach ein zweites Knopfloch rechts davor zu setzen und das linke Ende des ersten Knopflochs per Zick-Zack-Stich wieder zuzunähen. Theoretisch klang das schlüssig (lag aber vielleicht auch an der späten Stunde), praktisch war das ein Mega-Fail. Folgendes habe ich dabei gelernt:
    • bei falsch platzierten Knopflöchern lieber gleich auftrennen und neu machen. Nicht das Knopfloch aufschneiden und dann rumpfuschen.
    • wenn eine schon aufgeschnitten hat, sollte eine das falsche Knopfloch wahrscheinlich lieber vorher auftrennen und mit Hilfe von (Stick)Vlies o.ä. fixieren
    • wenn eine zwei Knopflöcher hintereinander näht, sollte eine auch darauf schauen, dass sie in der gleichen Höhe sind
  • passgenauer Abschluss vordere Mitte (beide Hosenbundbreiten gleich) - nach wie vor nicht toll, nach wie vor sieht es aber keiner, und daher ist mein Leidensdruck noch zu gering. Wird irgendwann. 

Knopfloch-Fail, schon halb wieder aufgetrennt. Aber sieht man in der Praxis eh' kaum.


Allgemein aber: ich bin sehr zufrieden mit den Jeans!

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

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Dieser Beitrag ist verlinkt bei RUMS - Rund ums Weib am Donnerstag

Mittwoch, 23. September 2015

MMM#3: Voll disziplinierte Leinenhose

Vor kurzem wurde in diversen Blogs ja das Thema “Kopfnähen vs. Herznähen“ diskutiert. Abgesehen davon, dass ich überhaupt nicht der Meinung bin, dass „Kopfnähen“ langweilig oder anspruchslos sein muss (ein sehr gutes Beispiel dafür findet sich hier bei Sewing Galaxy), zähle ich mich ganz klar zu dieser Fraktion – ich nähe sehr geplant und tatsächlich nur Dinge, die ich wirklich benötige.

Und ich möchte die Diskussion um Kopfnähen vs. Herznähen noch um einen Aspekt ergänzen: das „Disziplin-Nähen“. Ich bringe es nicht über mich, ein neues Nähprojekt zu beginnen, wenn ein altes noch nicht abgeschlossen ist. UFOs (UnFinishedObjects = unabgeschlossene Projekte) gibt es bei mir nicht. Jetzt hat mich diese disziplinierte Einstellung sehr auf die Probe gestellt: irgendwann Anfang August hatte ich eine Leinenhose zugeschnitten, die dann aber wegen akutem Nähzeitmangel liegen blieb. Nun wurden die Tage wieder kürzer, der Füllgrad meines Kleiderschrankes war noch lange nicht da, wo ich ihn wollte und auch benötige, aber die Schnittteile aus schönem dunkellila Leinen (ursprünglich für Kind1 gekauft) lagen vorwurfsvoll neben der Maschine. Ich konnte absehen, dass ich die Hose dieses Jahr nicht mehr tragen werde, benötigte eigentlich viel dringender noch ein paar Jeans und ein paar wärmende Oberteile - aber zugeschnitten ist zugeschnitten.

Also habe ich mich dann (leise über mich selbst fluchend) an die Maschine gesetzt und die Hose fertig genäht. Der nächste Sommer kommt bestimmt schneller als gedacht, und irgendetwas in mir sagte auch, dass sie nicht pünktlich zum Sommerbeginn fertig sein wird, wenn ich sie jetzt weglege. Einmal überwunden, nähte es sich dann doch schneller als gedacht, und bevor sie bis zum nächsten Sommer im Schrank verschwindet, möchte ich die Hose wenigstens hier auf dem Blog präsentieren:

Frisch von der Wäscheleine

Der Schnitt basiert auf dem Grundschnitt, den ich  mir für meine Jeans erstellt habe, allerdings habe ich an Oberschenkel und Knie etwas mehr Weite zugegeben und auch die Fehler im Grundschnitt (fehlende Nahtzugabe an Bund und Hosensaum) ausgemerzt. Hüftpassentaschen habe ich wieder weggelassen, dafür aber für hinten Paspeltaschen genäht:


Die Paspeltaschen waren wirklich sehr einfach, gearbeitet habe ich nach der Anleitung in "Burda - Nähen leicht gemacht", und nur um sicher zu gehen, habe ich vorher auf einem Reststück eine Probetasche genäht. War leichter als gedacht, doch als es dann konkret wurde, musste ich doch noch kurz rätseln: die Abnäherspitze lief direkt durch meine geplante Paspel, das hatte ich natürlich nicht bedacht. Habe dann beim Vergleich mit Kaufhosen festgestellt, dass das wohl normal ist, und den Tascheneingriff leicht nach unten versetzt sowie den Abnäher gekürzt. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, beim nächsten Mal würde ich mich aber auch noch einen Taschenverschluss vorsehen (Knopf & Schlaufe oder Knopfloch).

Fehlersuchbild

Für den Bund habe ich übrigens innen einen Kontraststoff verwendet und im Nachhinein bereut, da mir der Abschluss der vorderen Mitte nicht perfekt gelungen ist und somit ein winziges bisschen Kontraststoff hervorblitzt. Den perfekten Bund habe ich auch diesen Mal nicht hinbekommen, die Knopflochseite ist breiter als die Knopfseite. Das habe ich übrigens NOCH NIE perfekt hinbekommen, aber beim Tragen fällt es praktisch nie auf. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden, und ich bin auch sehr zufrieden mit dem Konzept „abgewandelter Grundschnitt“ - eine hat viel mehr Freiheit, die Kleidungsstücke direkt nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Für mich ist es auch der konsequente Folgeschritt nach dem Selbstnähen – wenn eine sich die Kleidung eh‘ schon selbst näht, warum sollte sie sich durch vorgegebene Schnittmuster einschränken lassen? Es ist ja auch möglich, einen etablierten Kaufschnitte abzuwandeln, wenn eine nicht mit der Schnittkonstruktion beginnen will. Für Hosen kann ich dazu übrigens das Buch "Making Trousers for Men & Women" von David Coffin empfehlen, er arbeitet nach diesem „Baukastenprinzip“ und stellt in dem Buch Abwandlungen der verschiedenen Hosenelemente vor. Und noch ein Hinweis: Mema und Immi haben sich vorgenommen, auf ihren Blogs eine kleine Reihe zum Thema „Von Schnittmustern unabhängiger machen“ zu präsentieren, das wird sicher auch sehr lesenswert.

Doch jetzt bin ich vom Thema abgekommen und möchte wieder den Bogen zum Anfang schlagen: wie macht ihr das? Näht ihr diszipliniert zu Ende, oder stapeln sich bei Euch die halb fertigen Projekte? Hättet ihr die Leinenhose fertig genäht, oder hättet ihr sie geschoben? Ich würde mich über Kommentare dazu sehr freuen.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

Verlinkt beim MeMadeMittwoch

Montag, 24. August 2015

Eine Stunde für Flüchtlinge

Die Artikel und Blogbeiträge, die ich in letzter Zeit zum Thema Flüchtlinge lese, machen mich fertig. Die Bilder bringen mich zum Heulen. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem Leid umgehen soll. Ich schlafe schlecht ein und habe beschlossen, mich vorübergehend von Twitter fernzuhalten – ich ertrage den krassen Wechsel zwischen Leid und Belanglosigkeiten in meiner Timeline grad nicht. Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen, und fühle mich gleichzeitig so unglaublich hilflos. Ich, ich, ich - Luxusprobleme angesichts der Situation der Flüchtlinge. Und das Wissen, dass mein Jammern ein verdammtes Luxusproblem ist, macht mich gleich doppelt wütend auf mich. Und die Welt. Und überhaupt.

Daneben steht das Gefühl, nach bezahlter Arbeit und Familienarbeit gerade überhaupt keine Zeit für mich zu haben. Objektiv ist das vielleicht nicht richtig, aber das Gefühl ist da. Kombiniert mit dem „ich muss doch aber etwas tun“-Gefühl stecke ich in einer Sackgasse, die mich lähmt und belastet.

Um aus dieser Starre rauszukommen, bin ich jetzt zu folgendem Schluss gekommen: wenn schon nicht Zeit, dann wenigstens Geld. Um für mich die Verknüpfung zu „aktiv etwas tun“ herzustellen und einen Geldbetrag zu finden (wieviel ist „genug“, „angemessen“, „richtig“?), mache ich das jetzt so: ich arbeite eine Stunde die Woche für Flüchtlinge. Ausgehend von einer 40 h-Arbeitswoche spende ich also 1/40 = 2.5 % meines (Netto)Gehaltes an Initiativen, die Flüchtlingen helfen. Eine Stunde ist nicht wirklich viel, aber ich will irgendwie einen Einstieg finden und einen Betrag, den ich auch langfristig halten kann. Sicherlich ist das nicht perfekt, aber etwas Besseres weiß ich auch grad nicht.

Und ihr, wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix